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Hobbypsychologie

Sie kamen aus dem Dorf in die Stadt oder aus der Stadt ins Dorf. Also aus Hütteldorf in die Südstadt bzw. aus Wien nach Maria Enzersdorf. Die Zweiergarnitur der Grünen; der angemessene Gegner von Admira Wacker wäre ja eigentlich die „Erste“ und das in der ebenfalls ersten Bundesliga. Doch schon im Herbst war die Nr. 2 eine Nummer zu groß, setzte es eine von vielen peinlichen 1:2 – Niederlagen. Derer gab es in der laufenden Saison bereits insgesamt 6 Stück, dazu zweimal 0:1, also insgesamt 8 Niederlagen mit einem Treffer Differenz. Einziger Ausreißer war die klare 0:4-Schlappe daheim gegen Blau-Weiss Linz. Zuletzt kamen bekanntlich 5 Nullnummern in Serie zusammen, da fragten sich die Fans, wie es möglich sein könnte, nicht nur den Turnaround zu schaffen, sondern damit auch die latente Abstiegsgefahr zu bannen bzw. mehr Abstand zur Regionalliga zu gewinnen.

 

Gewinnen war das Motto, doch nur wie? Mit Kapitän Stephan Zwierschitz, Martin Rasner (beide zuletzt erkrankt) und dem in Graz gesperrten Lukas Malicsek kehrten drei sehr wichtige Spieler in die Startelf zurück. Kicker, die durchs Feuer gehen, wie es Trainer Rolf Landerl ausdrückte, diese benötigt er und keine Schönwetterfußballer. Völlig richtig, doch alleine diese Tugend kann insgesamt nicht ausreichen. In beiden Frühjahrsspielen war zu beobachten, dass die Mannschaft nach dem ersten Negativerlebnis (=Gegentor) in die alten Muster vom Herbst-Finish zurückfiel. Ob der Psychologe Prof. Dr. Andreas Marlovits, der in dieser Saison schon mit den Spielern gearbeitet hatte, aktuell auch mithalf, die Kicker wieder in die Spur zu bringen, ist mir nicht bekannt. Er oder ein Kollege hätten jedenfalls viel zu tun, wenn denn das Angebot von Spielerseite überhaupt angenommen wird.

 

Nach wie vor ist besonders im Fußball die Skepsis für diese Art von Unterstützung besonders hoch. In vielen anderen Sportarten ist die Mitarbeit von Psychologen schon lange gang und gäbe, im Fußball fällt mir als gutes Beispiel Paul Scharner ein, an dem sich zwar die Geister scheiden, der aber unbestritten mit durchschnittlichem fußballerischen Talent dank mentaler Arbeit nicht nur sehr viel Geld in England verdiente, den FA-Cup gewann und sogar Nationalspieler war. Wie sieht es mit der Psyche der Fans von Admira Wacker aus? Nach 3 schon sehr bescheidenen Saisonen in der 1. Liga nun eine schwache Spielzeit in Liga zwa, das kann schon aufs Gemüt schlagen. Alkohol ist kurzfristig eine probate, langfristig aber gewiss keine Lösung. Distanz kann mitunter helfen, sprich das Stadion meiden, weniger leiden. Jede(r) hat eine eigene Strategie, ich persönlich tue mir mitunter schwer, mit Niederlagen umzugehen. Im Lauf der Jahre lernt man eine gewisse Gelassenheit, die aber im Widerspruch zur Leidenschaft steht. Da spielt einem manchmal die Psyche Streiche, denn ein wahrer Fan steht immer hinter seinem Team.

Wappen Admira Wacker
Logo Rapid Wien

Admira Wacker - Rapid Wien II 3:1 (0:0)

 

Torschützen:

47' Martin Krienzer

54' George Davies

90+4' Angelo Gattermayer

Diesmal standen die Fanatics schon um 8h auf dem Parkplatz, um eine Tailgate Party nach US-Vorbild zu zelebrieren. Frühschoppen halt und danach konnte man einen Freund gratis zum Spiel mitnehmen, #bestietime genannt. Dies wurde offensichtlich ganz gut angenommen, immerhin 1200 Fans fanden sich ein. Und sahen eine zu Beginn dahin plätschernde Partie, aber keine roten Hosen. Weder am Feld noch auf den Tribünen konnte ich eine ausmachen. Die in schwarze Shorts gewandeten Hausherren steigerten sich nach etwa einer halben Stunde und fanden dann auch zwei gute Tormöglichkeiten vor. Da sie vergeben wurden, ging es torlos in die Pause. Aber gleich nach Seitenwechsel erzielte Martin Krienzer nach starker Vorarbeit von Willi Vorsager, ein wenig Glück und Fehler des grünen Goalies das 1:0 per sehenswertem Heber. 7 Minuten danach erhöhte George Davies nach einem Konter auf 2:0. Doch die komfortable Führung hielt nur 6 Minuten, nach dem Anschlusstreffer zogen sich die Hausherren zu sehr zurück.

 

Der Endstand gegen die Rapid 2 wurde ausgiebig mit den Fans gefeiert
Foto: Pascal Starka

Das war die wohl interessanteste Phase des Spiels, für die Heimfans jene, in der sie am meisten zittern mussten. Es wurde regelrecht um den Ausgleich gebettelt, aus meiner Sicht war da schon wieder der psychische Faktor Angst mit im Spiel von Admira Wacker. Sollte es nach 2:0-Führung nur zum ersten Punkte seit 23. Oktober reichen? Klare Chancen hatten die Gäste trotz teilweisem Powerplay keine, die Hausherren verteidigten sehr energisch und leidenschaftlich. Praktisch mit dem Schlusspfiff erzielte Angelo Gattermayer nach sehr schöner Aktion von Melih Ibrahimoglu und dessen Stanglpass das erlösende 3:1. Das wurde gefeiert, den Fans fielen nicht nur Steine, sondern ganze Gebirge von den Herzen. Das wird beim Team von Rolf Landerl wohl ähnlich gewesen sein, damit sollte sich auch im Kopf einiges getan haben. Siege wirken Wunder in der Psyche. Ob dem so ist, wird sich in der nächsten Partie in Floridsdorf zeigen. Wo die Ahnen Meisterschaften gewannen, wird am Freitag (20.30) der FAC die Südstädter empfangen. Angereist wird per Bus, PKW, Zug und alter Bim. Die Südstadt Fanatics treffen sich in der alten Heimat der Wacker und reisen per Nostalgie-Tramway in die alte Heimat der Admira.

 

Forza Hobbypsychologie! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker!

 

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