Die Fußballmeisterschaften befinden sich auf der Zielgeraden, die letzten Runden entscheiden über Aufstieg und Abstieg, Titel werden wie von Napoli nach 33 Jahren gefeiert. Es geht um Sieger und Verlierer, die Tage der Wahrheit bringen Entscheidungen auf allen Ebenen. Admira Wackers Fans hätten vor der Saison nicht gedacht, dass sie sich eine Etage tiefer schon wieder mitten im Abstiegsstrudel befinden würden. Doch 5 Runden vor Meisterschaftsende ist die Lage mehr als ernst, am vergangenen Freitag spielte die Konkurrenz: Amstetten, zuletzt mit dem 1:0-Sieg in der Südstadt, kassierte daheim ein 0:4 gegen die Vienna. Die jungen Grünen verloren 0:3 in Horn, die Young Violets überholen mit dem Sieg gegen Lafnitz Admira Wacker, das damit Vorletzter und erstmals –temporär- auf einem Abstiegsrang platziert war. Kapfenberg besiegte Dornbirn 2:1, beide Teams lagen damit mit jeweils 30 Zählern vier vor den Südstädtern.
Diese waren somit dazu verdammt, Zählbares mitzunehmen. Ein Punkt hätte aus der roten Zone herausgeführt, ein Sieg die Lage zumindest vorerst entschärft. Doch mit bis dahin 6 Punkten aus 12 Auswärtsspielen war die Bilanz nicht unbedingt vielversprechend. Trotzdem fanden sich etwa 100 Fans von Admira Wacker an diesem schönen Sonntagvormittag in Gleisdorf ein, um ihr Team zu unterstützen. Die Ausfälle von Kapitän Stephan Zwierschitz (für den Rest der Saison), Jakob Schöller und Martin Rasner machten die Aufgabe auch nicht leichter. Thommy Wright nominierte in seinem ersten Auswärtsspiel als Chefcoach 6 Spieler aus der Südstädter Akademie in die Startelf, mit Andrej Stevanovic wurde später noch ein weiterer eingewechselt. Während die Aufstellung noch besprochen und der eine oder andere Glückwunsch an Sturm-Fans zum Cupsieg ausgesprochen wurde, ging schon richtig die Post ab.
SK Sturm Graz II - Admira Wacker 2:5 (2:2)
Torschützen:
Jakob Tranziska 2'
Angelo Gattermayer 24', 69' (E)
George Davies 83'
Reinhard Young 90+5'
Das 0:1 in der 2. Minute durch Jakob Tranziska nach Flanke von Leonardo Lukacevic war der erste Treffer nach 351 Minuten ohne Torerfolg und wurde entsprechend bejubelt. Ein perfekter Auftakt, dem ein gutes Spiel der Gäste folgte, gekrönt vom 0:2 durch Angelo Gattermayer. Das bewirkte kurze Ekstase im Auswärtssektor, kurz deshalb, weil bereits 2 Minuten später der starke Fuseini den Anschlusstreffer erzielte, mit diesem war ein Bruch im Spiel der Südstädter zu beobachten. Die jungen „Schwoazn“ bekamen plötzlich Oberwasser und spielten Chance um Chance heraus. Als viele schon mit der Pausenführung von Admira Wacker rechneten, kam es zu einer unübersichtlichen Situation im Strafraum. Der Schiedsrichter zeigte auf den Elfmeterpunkt, obwohl der Grazer Stürmer in Christoph Haas gekracht war. Doch Lukas Malicsek sah für das dazu führende Foul gelb, zum zweiten Mal in dieser Partie. Den Elfer verwertete Toth cool, Admira Wacker musste die zweite Halbzeit in Unterzahl spielen.
Trainer Wright nahm zur Pause Stürmer Filip Ristanic vom Feld, brachte Verteidiger Nicolas Keckeisen. Der hatte gleich sehr viel zu tun, die Gastgeber begannen Durchgang zwei mit einer Angriffswelle und daraus resultierend zahlreichen sehr guten Chancen. Doch diese wurden allesamt vergeben, auch Christoph Haas konnte sich einige Male auszeichnen. Von Admira Wacker war gut 20 Minuten außer der Verteidigung des eigenen Tors gar nichts zu sehen. Die Fans befürchteten schon Schlimmes, nämlich, dass die 2:0-Führung vergeigt und mit einer Niederlage der Abstieg eingeleitet würde. Doch die letzten wieder gut 20 Minuten gehörten dann den Südstädtern, da wurde aus dem Admira Wacker-Blues endlich wieder Rock’n’Roll. Forever Young könnte man auch sagen, denn der nämliche Reinhard entschied die Partie zu Gunsten seiner Farben.
Zuerst holte er in Minute 69 den Elfmeter zum 2:3, den Gattermayer cool verwertete, heraus. 14 Minuten später bereitete er das 2:4 durch George Davies sehenswert vor, den Schlusspunkt setzte er in der 94. Minute selbst. Da war der kleine Auswärtssektor längst eskaliert, der viele Frust der letzten Wochen und Monate wurde in pure Freude verwandelt. Drei Treffer in Unterzahl nach dem Vergeigen einer 2:0-Führung, das hatte schon was. Gesehen habe ich das selbst nur einmal, 1992 in Antwerpen, da waren es nach Olaf Marschalls Ausschluss sogar 4 Treffer. Nicht ganz so weit muss man zurückblicken, wenn man ein Spiel der Südstädter mit 5 Toren sucht – im September 2017 gelang ein 5:0-Erfolg in Mattersburg. Der erste „Dreier“ seit 12. März und 6 sieglosen Spielen mit nur einem erzielten Treffer ist sehr schön, auch die Verbesserung auf Rang 12.
Doch die Konkurrenz schläft nicht, Steyr holte zeitgleich beim SKN einen Punkt. Damit sind die letzten 8 Teams durch nur 4 Zähler getrennt, es bleibt höchst spannend. Der nächste Gegner wird am kommenden Samstag (14.30) auswärts Dornbirn sein, die Vorarlberger holten aus den letzten 6 Spielen nur 3 Punkte. Das hat aber in dieser verrückten Liga wenig zu sagen, wie am Sonntag gesehen. Zudem wird die Verteidigung durch die Sperren von Lukacevic und Malicsek umgebaut werden müssen. 2 Kleinbusse mit Südstädter Fans sind schon fixiert, ich wünsche allen eine ebenso erfolgreiche Reise wie zuletzt. Und nein, nicht die Eisheiligen halten mich davon ab, mitzufahren, sondern die Vorbereitungen zum Muttertag. Deshalb werde ich im TV mitfiebern und hoffe, nächste Woche zur kalten Sophie wieder eine Erfolgsmeldung publizieren zu können. Und wenn es sein soll, in Unterzahl.
Forza Unterzahl! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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