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Zu meiner Zeit

Seinerzeit, zu meiner Zeit! Wie oft hört man diese Redewendung als Einleitung zu Lobeshymnen auf die gute, alte Zeit, zu der alles besser war. Für mich ist immer die Gegenwart die beste und auch meine Zeit. Trotzdem blicke ich gerne einmal zurück, vor allem betreff sportlicher Erfolge von Admira Wacker. Lange her, könnte man meinen und vor allem die größten, mag man erwidern. Vor knapp 100 Jahren schickte sich die Floridsdorfer Admira dazu an, die mehr als ein Jahrzehnt dauernde „Goldene Ära“ aufzubauen. Von 1927-1939 konnten 7 Meisterschaften und 3 Cuptitel gewonnen werden.

 

Diese Epoche des sportlichen Erfolgs erlebte einer meiner Großväter dank seines Jahrganges 1901 als junger Mann und später Familienvater, der andere Opa mit dem Geburtsjahr 1920 als Kind und Jugendlicher. Beide waren glühende Anhänger der Schwarz-Weißen von der Wiege bis zur Bahre, wie es so schön heißt. Und natürlich erzählten sie von ihrer Zeit, das Thema Admira Wacker war in meiner Kindheit der 70er Jahre omnipräsent. Ich hatte sogar das Glück, einige Male mit beiden Altvorderen im legendären „Schwaiger-VW-Bus“ von Floridsdorf aus zu den Spielen in die Südstadt zu fahren. Später besuchte ich noch viele Matches gemeinsam mit dem jüngeren Opa, der seines Zeichens auch Obmann des Klubs war.

 

Mit „zu meiner Zeit“ begannen da viele Geschichten, manche von Meisterfeiern, von so großartigen Spielern wie Sigl, Runge, Platzer, Schall, Vogl, Hahnemann, Bican oder Habitzl und vielen anderen mehr. Von glorreichen Siegen wie dem 8:0 im Cupfinale gegen die Grünen, gegen Juventus im Mitropacup, von Erfolgen gegen alle nationalen und viele internationale Gegner der Goldenen Ära. Aber auch über bittere Niederlagen wurde gesprochen, am meisten schmerzte beide das Debakel vom Finale um die Deutsche Meisterschaft. Trotzdem hatten die zwei Opas, was die sportlichen Erfolge von Admira betrifft, die beste Zeit erwischt. Politisch und wirtschaftlich war diese bekanntlich weniger schön als heute, immerhin stehen von Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Mitte die beiden schrecklichen Weltkriege und die Spanische Grippe sowie allerorts miserable wirtschaftliche Zustände in den Geschichtsbüchern.

 

Als mein Vater 1944 geboren wurde, lag der 2. Weltkrieg bereits im Endstadium, er durfte in einer besseren Welt leben. Und sah als junger Mann die Admira immerhin noch eine Meisterschaft und zweimal den Cup gewinnen. Seine „zu meiner Zeit“-Erzählungen konzentrierten sich aber eher auf die Veränderungen des Fußballs im Allgemeinen, vor allem der Unterschied von den 60er – zu den 80er – und 90er-Jahren im finanziellen Bereich störte ihn. Das klingt aus heutiger Sicht nahezu lächerlich, denn seither wurde es im Spitzenfußball obszön. Kein Vergleich zu jenem Spiel, von dem wiederum die Großväter der vorigen Generation wie meinem Vater erzählten, als es keine Spielerwechsel im Spiel und auch nur selten welche zu anderen Vereinen gab. Von der Infrastruktur und Bezahlung (bzw. teilweise keiner) gar nicht zu sprechen.

 

Wenn ich selbst in der Vergangenheit schwelge, da fallen mir in erster Linie natürlich großartige Spieler wie die Knaller-Brüder, Hartl Rodax, Fred Schaub, Uwe Müller, Gennadi Litovchenko, Vladimir Jugovic, Tomasz Iwan und Adam Ledwon (siehe bitte auch Kurvenlage „d’Legionäa“), Patrik Jezek, Dani Toth und so viele andere mehr ein. Und Siege, großartige Siege wie das 4:3 gegen die Grünen nach 0:3, zahlreiche Siege gegen alle nationalen Gegner wie die Wiener, Salzburger, Linzer, Grazer und wie sie sonst noch alle heißen. Neben unzähligen Auswärtsfahrten innerhalb Österreichs gibt es von vielen internationalen Reisen zu berichten, nach Antwerpen und Brüssel, nach Luzern und Szeged, Baku und Vilnius, Bologna und Zabrze sowie etliche andere.

Gegen den SC Krems testete die Admira am Kunstrasen
Patrick Puchegger war in der Verteidigung gesetzt
Willi Vorsager absolvierte bei eisiger Kälte ein gutes Spiel

Aber wie schon in den Generationen davor zählen „zu meiner Zeit“ auch manche Niederlagen, knappe und bittere sowie ganz besonders schmerzhafte wie jene in den 6 Cupendspielen, von denen ich 5 live im Stadion miterlebte. Einen einzigen Titel würde ich gerne einmal mit meinem Herzensklub feiern, damit ich davon meinen potenziellen Enkelkindern erzählen kann oder noch besser, diesen mit ihnen gemeinsam zu erleben und zu feiern. Insgesamt habe ich in der Südstadt so viele tolle Menschen auf dem Rasen, der Tribüne und in diversen anderen Funktionen des Klubs kommen und gehen sehen – dafür bin ich dankbar. Bis heute, immer noch zu meiner Zeit. Zu dieser zählt auch die aktuelle Vorbereitung, in deren Rahmen am vergangenen Mittwoch der Kremser SC mit 2:0 besiegt wurde. Wer für das Frühjahr noch nicht versorgt ist, hier gibt es die Möglichkeit ein ABO zu erwerben.

 

Forza zu meiner Zeit! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)

 

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