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Spannung

Zur Neuauflage des größten Bezirksderbys Österreichs kam es in der Vorwoche in Floridsdorf. Das der einzige Bezirk im Lande ist, das zwei Gewinner der Meisterschaft hervorbrachte. Skurril daran ist, dass der FAC genau genommen ein 1904 in Niederösterreich gegründeter und jetzt in Wien spielender Verein ist, Floridsdorf wurde erst 1905 in Wien eingemeindet. Dies ist das Gründungsjahr der Bewunderten, der Admira, die als ehemals Wiener Klub nun in Niederösterreich daheim ist.

 

Der Austragungsort ist für die Südstädter ein „Sacred Ground“, viele Triumphe wurden in der Hopfengasse gefeiert, bevor der Exodus stattfand. Live vor Ort meine Großväter, viele Onkel, Tanten, der Vater, eigentlich die ganze Familie. Die letzten Titel (das Double) wurden noch als Floridsdorfer errungen, es ist immer wieder ein erhebendes Gefühl, zu den Wurzeln zurückzukehren. Das taten wieder eine schöne Anzahl an Südstädter Fans, diesmal ohne Corteo. Der ältere ehemalige Bezirksrivale feierte am Spieltag sein 120-Jahre-Jubiläum nach, mit „an uandlichn Bahöö“. Vermutlich aus dem daraus resultierenden großen Andrang musste man im Gästesektor sehr lange auf die köstlichen Schnitzelsemmeln warten.

 

Aber eigentlich war der Auswärtsmob in erster Linie auf die drei Punkte im Titelrennen fokussiert, 9 Runden vor Schluss stieg die Spannung. Auf drei Zähler war auch die SV Ried am Freitag aus gewesen, doch Amstetten entführte mit einem 1:1 einen Punkt aus dem Innviertel. Somit konnten die Oberösterreicher weder als Erste die 50-Punkte-Marke knacken noch die temporäre Tabellenführung übernehmen. Diese hatte an deren Spieltag Admira Wacker seit exakt einem halben Jahr inne, sie wurde durch dieses Resultat verlängert.

Logo FAC Wien
Logo Admira Wacker

FAC Wien - Admira Wacker 1:2 (0:1)

 

Torschützen:
38' Deni Alar
90+2' Christoph Knasmüllner

 

Hier findest du den Spielbericht auf der Admira-Seite!

Der Plan war nun natürlich, wieder auf 4 Zähler auszubauen, wie vor dem 1:1 gegen den SKN. Dem der Sponsor mitten in der Saison in der Vorwoche absprang, das wird hoffentlich keine Auswirkungen auf den Titelkampf haben, schließlich empfangen sie noch Ried. Die Spannung ist auch ohne diese Nebengeräusche hoch genug. Das merkte man nicht nur beim Tabellenführer, der mit 2 Änderungen in der Startelf begann. Fabian Feiner ersetzte den gesperrten Matija Horvat, für den kurzfristig ausgefallenen Thomas Ebner startete Raphael Gallé. Die Gastgeber hatten nur mehr einen Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsrang, sie kämpften um jeden Zentimeter.

 

Diese Mischung ergab ein wenig ansehnliches Spiel mit kaum Torraumszenen, die Gäste waren nicht einmal durch die wenigen Standards, die sie herausholten, gefährlich. An all dem hatte der stürmische Wind nur einen kleinen Anteil. Schmerzhaft sah die Verletzung von Ben Summers aus, der nach bereits 32 Minuten ausgewechselt werden musste, statt ihm kam Filip Ristanic ins Spiel. In Minute 38 konnte Jörg Siebenhandl nicht nur einen Schnittball außerhalb des Strafraums klären, mit dieser Ballberührung leistete er auch den Assist zum 1:0 durch Deni Alar. Mit der Führung durch dessen 13. Meisterschaftstreffer ging es in die Pause. Aus der die Gastgeber stärker kamen, den Spitzenreiter zusehends stärker unter Druck setzten. Die logische Folge dessen war der Ausgleich in der 69. Minute. Damit stieg die Spannung im Gästesektor, ich möchte sogar von Anspannung oder Hochspannung sprechen.

 

Thomas Silberbergers Team tat sich richtig schwer, versuchte aber noch alles, um doch noch zu siegen. Bereits vor dem Ausgleich kam Reinhard Young ins Spiel, sein Vertrag wurde letzte Woche um ein Jahr verlängert. Die Chancen auf einen vollen Erfolg sanken von Minute zu Minute, doch der Fanblock der Südstädter trieb seine Farben weiter nach vorne. Als kaum noch jemand an einen Dreipunkter glaubte, schlug Christoph Knasmüllner nach Flanke des gleichzeitig mit ihm eingewechselten Felix Holzhacker und nach schwerem Abwehrpatzer in der 92. Minute zu. Er zelebrierte den Siegtreffer mit seinem legendären Torjubel, bei dem er mit dem Finger auf die Uhr zeigt. Ja, es war Zeit für ein Tor des Rückkehrers, das ist mit einem Assist nicht schlecht für nur 63 Minuten Spielzeit insgesamt. Damit ließ er nicht nur den Auswärtssektor beben, er sorgte auch für den ersten Sieg in einem Meisterschaftsspiel in Floridsdorf gegen den FAC seit 1953. Auch dafür war es höchste Zeit. 2:1 endete übrigens auch die Partie im Herbst, auch damals mit dem Siegtreffer in der Nachspielzeit.

 

Mit dem insgesamt bereits zehnten Sieg mit einem Treffer Differenz wurde die Marke von 50 Punkten geknackt und überboten (52), der Vorsprung auf Verfolger Ried wieder auf 4 Zähler ausgebaut. Trotzdem bleibt die Spannung vor den letzten 8 Runden hoch. Am kommenden Freitag spielen beide Teams zeitgleich (11.4., 18h) – die Innviertler in Hütteldorf und Admira Wacker in Lustenau. Einen Tag später (12.4., 15h) empfangen die Admira Panthers Rohrbach/St.Veit. Am vergangenen Freitag mussten sie im Gegensatz zur Ersten eine Last-Minute-Niederlage einstecken, verloren durch ein Tor in der 93. Minute 0:1.

Ein bummvoller Gästesektor in Floridsdorf sorgte für grandiose Stimmung
Vor und während des Spiels wurde auch mit jeder Menge Pyro das Team unterstützt

In Liga zwa bleibt die Spannung jedenfalls erhalten, theoretisch fehlen Admira Wacker noch 7 Siege zum Aufstieg. Doch wie in der letzten Runde und auch schon in vielen Spielen davor gesehen, gibt es für die beiden Erstplatzierten gegen keinen Kontrahenten eine „gmah’te Wies’n“, die Gegner rufen auch jeweils ihre stärksten Leistungen ab. Damit kann praktisch jeder jedem Punkte abknöpfen, das Rennen wird vermutlich erst spät entschieden. Es wird auch darauf ankommen, wer mit der Spannung besser zurecht kommen wird.

 

Forza Spannung! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)

Das große Floridsdorfer Derby von Reinhard Pillwein

Zum Thema ein passender Buchtipp der Kurvenlage:

Das große Floridsdorfer Derby: Admira gegen FAC 1906 bis 1966

 

"Dieses Buch beschäftigt sich ausführlich mit dem zweitbedeutendsten Derby der österreichischen Fußballgeschichte. Nach den Erkenntnissen des Autors handelte es sich bei dem Duell „Admira – FAC“ ursprünglich um eine „geografische Rivalität“ zwischen dem eher ländlichgeprägten Jedlesee und der schon etwas urbaneren Gegend rund um den Floridsdorfer Spitz. Die Admira war einst der Stolz der ehemals eigenständigen Gemeinde Jedlesee, während die Athletiker in ihrer Glanzzeit als Platzhirsch über das Revier „Floridsdorf-Donaufeld-Mühlschüttel“ herrschten. Die stark ausgeprägte Rivalität verblasste mit dem Abstieg des FAC aus der obersten Spielklasse und endete im Jahr 1966 mit dem Auszug der Admira aus Floridsdorf."

 

Das Buch ist als gebundene Ausgabe um € 29,99 hier erhältlich!*

 

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