Nach den von Trainer Andi Herzog vorgenommenen Kaderkorrekturen stand in der Vorwoche das erste Testspiel auf dem Programm. Regionalligist FC Marchfeld wurde 4:1 besiegt, die Treffer der Hausherren erzielten Neuzugang Jan Vodhanel, Tin Vastic, Thomas Ebner und Dominik Starkl. Die Partie wurde auf Grund bekannter Maßnahmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Dass überhaupt gespielt werden konnte, war einer Ausnahmeregelung für Profiklubs zu verdanken, die in der Vorwoche erteilt wurde, nachdem die Violetten ihr Testspiel gegen einen Amateurklub hatten absagen müssen. Bei Admira Wacker wurden Andi Leitner, Marlon Mustapha und Willi Vorsager wegen leichter Blessuren geschont, damit sie im geplanten Trainingslager voll fit gewesen wären.
Admira Wacker - FC Marchfeld 4:1 (0:0)
Torschützen:
Jan Vodhanel
Tin Vastic
Thomas Ebner
Dominik Starkl
Aufstellungen (*Neuzugänge ):
1. Halbzeit:
Hadzikic; Major*, Schmiedl, Brugger, Ostrzolek; Malicsek, Elmkies; Ganda, Kerschbaum, Vodhanel*; Nikolov*
2. Halbzeit:
Jenciragic; Zwierschitz, Datkovic, Bauer, Lukacevic; Ebner, Elmkies; Starkl, Babuscu, Gattermayer; Vastic
Zu diesem Zeitpunkt war noch alles eitel Wonne, groß war die Vorfreude auf die Reise an die Costa del Sol, verbunden mit angenehmeren Temperaturen als daheim. Das unvorstellbar umfangreiche Gepäck war bereits vorbereitet, dem Camp schien nichts im Weg zu stehen. Vor allem, weil es bis dahin keinen einzigen Covid-Fall bei den Südstädtern gab. Doch das änderte sich am Samstag – eine positive Probe sorgte für die Absage der Spanienreise. Wegen eines einzigen positiven Tests? War das nicht etwas zu übervorsichtig? Hätte der Spieler nicht nach überstandener Infektion nachreisen können. Hätte er, ja, aber es handelte sich bei der Person ausgerechnet um den Cheftrainer.
Der nun daheim in Breitenfurt in Quarantäne ging, den nächsten Test abwarten muss. Und nur logisch, dass es ohne Andi Herzog kein Trainingslager geben kann. Der Verein verhandelt in Person von Geschäftsführer Thomas Drabek um die möglichst geringen Kosten nach dem Storno, der Preis für die Trainingswoche soll sich im hohen fünfstelligen Bereich bewegen. Die Mannschaft wird sich auf das Frühjahr in der heimischen Südstadt vorbereiten, alle hoffen natürlich, dass der Trainer so bald wie möglich wieder an Bord bzw. am Platz stehen wird.
In der Zwischenzeit möchte ich einen kurzen Blick auf die Karriere von „Herzerl“, so sein Spitzname als Spieler, werfen. Bekanntlich spielte sein Vater Anton „Burli“ Herzog unter anderem für die Admira, mit der er auch 1966 das Double gewann. Nach der Fusion kickte der Senior auch noch für Admira Wacker, der Bub war oft in der Südstadt, schon bevor er im Nachwuchs des Klubs zu spielen begann. Der Vater überwarf sich 1984, als sein Sohn knapp 16 Jahre alt war, mit der Nachwuchsleitung und lotste den Filius nach Hütteldorf. Wo er knapp nach seinem 18. Geburtstag sein Bundesligadebüt gab. Zwei Meistertitel und ein Cupsieg stehen dort zu Buche, so richtig in Fahrt kam seine Karriere nach einer kurzfristigen Leihe zum damaligen Erstligisten Vienna. In Österreich erzielte er in 213 Einsätzen 45 Tore.
1992 wechselte er zu Werder Bremen und konnte bereits im ersten Jahr über die Meisterschaft jubeln. Dazu kamen noch zwei Pokalsiege, zwischen diesen liegt sein kurzes Engagement bei Bayern München. Dort gewann er zwar den UEFA-Cup (heute Europa League), doch weder sein Mentor Otto Rehagel noch Herzog wurden in München glücklich. Herzog kehrte nach Bremen zurück, ließ seine Karriere später in Wien und danach bei LA Galaxy ausklingen. Dort machte er noch 4 Tore in 28 Spielen, in Deutschland erzielte er in 344 Spielen 76 Treffer. Parallel zu seiner Klubkarriere qualifizierte er sich mit dem ÖFB-Team für die Weltmeisterschaften 1990 und 1998, er ist mit 103 Einsätzen Österreichs Rekordnationalspieler und erzielte für sein Land 26 Tore. Doch mindestens genauso wichtig wie seine Tore sind für den klassischen „Zehner“ die Assists. 111 Treffer legte er in seiner Profikarriere auf.
Nachdem er schon auf dem Platz durch Spielintellegenz aufgefallen war, konnte der Schritt zum Trainer nur der einzig logische sein. Herzog begann als Trainer der österreichischen U-21- Elf, war lange Co-Trainer diverser ÖFB-Teamchefs. Als solcher wurde er aber nie bestellt, so konnte ihn Jürgen Klinsmann als Assistenten des US-Teams engagieren. 5 Jahre arbeitete er in den USA, das letzte als Chefcoach der U-23- Auswahl. Später wurde er Teamchef des israelischen Nationalteams, das er zwei Jahre lang betreute. Wie bekannt, trat er im Vorjahr seinen ersten Job als Klubtrainer dort an, wo seine fußballerische Karriere vor langer Zeit begonnen hatte. Nicht nur ein Kreis schließt sich damit, es könnte auch Fortsetzungen in dritter Generation geben, spielen seine beiden Söhne doch auch im Nachwuchs von Admira Wacker.
Dass ein Mann mit seiner Vita, mit den Erfolgen als Spieler und vielfältiger internationaler Erfahrung höhere Ansprüche hat, als in der Südstadt gegen den Abstieg zu spielen, ist völlig klar. Ebenso wie ihn sein Ehrgeiz früher oder später auch zu finanzkräftigeren Klubs ziehen wird. Das vergönnen ihm wohl alle in der Südstadt, doch zuvor wünschen sich die Fans noch das eine oder andere erfolgreiche Kapitel mit dem Herzerl bei Admira Wacker. Ich darf einen seiner Sprüche zitieren: „Wir müssen ein bisserl die deutsche Mentalität annehmen. Egal wohin wir fahren, gegen wen wir auch spielen, warum sollten wir nicht gewinnen?“ In diesem Sinn wünsche ich ihm bald einen negativen Test, die Rückkehr auf den Platz und viel Erfolg mit seinem Team. Im Übrigen findet sich der mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich Ausgezeichnete auch auf einem der Blätter des Kurvenlagen-Kalenders, von dem noch wenige Restexemplare erhältlich sind.
Forza Andi Herzog! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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