Durch- und zusammenhalten ist nicht nur in Woche 4 der Corona-Krise angesagt, das war es eigentlich immer schon. Besonders natürlich in schwierigen Zeiten, wir Jüngeren haben im Großen und Ganzen bis dato relativ sorglos gelebt, sind vom Glück geküsst. Weil wir in Österreich leben dürfen und nie Krieg erleben mussten. Im Gegenteil zu unseren Vorgängergenerationen – von denen ich heute berichten möchte. Einerseits in Bezug auf die Gründerväter der Admira, die wiederum mit meinen Floridsdorfer Vorfahren teilweise verwoben sind.
Als mein Ur-Ur-Urgroßvater Josef Schwaiger 1805, hundert Jahre vor Gründung der Admira, geboren wurde, gab es den Fußball in der heutigen Form bei weitem noch nicht. Vorformen davon existierten in England, Italien, China sowie bei den Mayas und Azteken in Südamerika. Im Jahr 1857 wurde mit dem FC Sheffield der erste Fußballclub der Welt gegründet. In den Jahren danach modifizierte die Football Association die Regeln, der FA Cup wurde begründet. Den ersten holte sich 1872 der Wanderers FC, 1888 kürte sich Preston North End zum ersten Meister einer Profiliga. Jener zu Beginn erwähnte Vorfahre war Ehrenbürger von Floridsdorf, Hauptmann der Nationalgarde und nach ihm wurde 1874 die Schwaigergasse in Floridsdorf benannt. Dort befindet sich heute unter anderem der Schwaigerwirt, mit dem ich allerdings nichts zu tun habe. Außer, dass ich weiß, dass man dort sehr gut essen kann.
Ein Jahr nach dem Tod von Josef Schwaiger wurde 1894 mit dem First Vienna FC der erste österreichische Fußballklub gegründet, der im selben Jahr auch das erste offizielle Spiel gegen die Cricketer austrug. Zu dieser Zeit war mit Anton Schwaiger der Sohn des Josef Bürgermeister von Floridsdorf, das damals noch in Niederösterreich lag. 1897 wurde dort erstmals ein Verein mit dem Namen Admira aus der Taufe gehoben. Der Name stammt bekanntlich von einem Amerika-Heimkehrer, der auf der Überfahrt mit einem Dampfer namens Admira reiste. Doch dieser Klub wurde auch auf Grund der Hochwassersituation auf der von ihm bespielten Kirchenlacke wieder aufgelöst.
Im Jahr 1901 erblickte mein Großvater Ludwig Schwaiger das Licht der Welt – der Enkel von Josef. "Vigo" ist einer der Gründe, warum später auch ich zum Anhänger der Admira wurde. Er selbst war 4 Jahre alt, als 1905 Floridsdorf in Wien eingemeindet wurde. Im selben Jahr wurde seine spätere Ehefrau Anna, meine Oma, geboren. Am 17. Oktober 1905 kam es zur Fusion der beiden Vereine "Burschenschaft Einigkeit" und "Sportklub Vindobona". Es sollte nicht die letzte Fusion in der Vereinsgeschichte des nun "1. Groß-Floridsdorfer Sportklub Admira" bleiben. Mein "Schwaiger-Opa" übernahm später die Eisenwarenhandlung seines Vaters Julius, er unterstützte seine Admira, unter anderem mit Inseraten in den Vereinsnachrichten sowie mit Werbebanden am Platz. Und natürlich mit lautstarkem Support – zuerst in der Deubler-, später in der Hopfengasse (wo heute der FAC seine Heimat hat) und schließlich auch in der Südstadt.
Zwei der späteren Fusionspartner wurden in den Jahren danach gegründet: In Meidling 1908 der SC Wacker, in Mödling 1911 der VfB. 1920 kam mein zweiter Großvater als Wirtshauskind in Floridsdorf zur Welt – Markus Bittner wurde ebenso glühender Anhänger der Admira, in späteren Jahren auch Obmann des Klubs. Beginnend mit der Saison 1965/66, als das Double geholt werden konnte, bis 1988. Wie sollte ich bei solchen Genen kein Admiraner werden? Ich möchte mich an dieser Stelle posthum bei meinen Opas bedanken, dass sie mich wie meinen Vater, meine Brüder, zahlreiche Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen zum geilsten Klub der Welt gebracht haben.
Der so wie weltweit beinahe alle Vereine und Ligen aktuell untätig sein muss. Wie es weitergehen wird, ist derzeit völlig offen. Belgien möchte seine Meisterschaft mit dem letzten Tabellenstand beenden, wobei die Abstiegsfrage noch nicht geklärt wurde. Auch der Sanktus der Vollversammlung steht noch aus, dessen Entscheidung könnte von der Drohung der UEFA, keine internationalen Startplätze zu erhalten, beeinflusst werden. Dass in vielen Ligen zahlreiche Spieler auf Teile ihres Gehalts verzichten, tut vor allem jenen in den Topligen beschäftigten Kickern kaum weh. Wobei es in England die Drohung eines Gesetzes zum teilweisen Gehaltsverzicht gibt, da Klubmitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet wurden, somit staatlich gefördert werden. Während die Spieler weiterhin ihre Gagen in vollem Umfang kassieren. Das obszön zu nennen, finde ich sogar noch freundlich ausgedrückt.
Ob sich daran nach Beendigung der Corona-Krise grundlegend etwas ändern wird, wage ich zu bezweifeln – doch irgendwann wird auch diese Blase platzen. Ich erinnere mich noch an die Worte meines Vaters vor gut 30 Jahren, als er in etwa in meinem heutigen Alter war. Er meinte damals, dass er sich immer weniger für Fußball interessiere, da es nur mehr ums Geld ginge. Dabei war es damals aus heutiger Sicht in einem noch relativ vernünftigen Rahmen. Aber eben kein Vergleich zu jener Zeit der Gründerväter, da ging es in erster Linie um die Freude am Spiel. Auch deshalb werde ich mich in den nächsten Wochen weiter mit der Vergangenheit beschäftigen.
Forza Gründer- und Großväter! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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