Wenn es in Zukunft heißen wird "lernen’s Geschichte", dann wird in den Büchern wohl auch über die aktuelle Krise zu lesen sein. Eine Situation, die es so noch nie gab – da ist Krisenmanagement gefragt. Jenes der Bundesregierung wird von den meisten Menschen im Land als positiv bewertet. Aber die kritischen Stimmen mehren sich, je länger der Ausnahmezustand dauert. Teilweise durchaus verständlich, in manchen Fällen aber nichts als warme Luft. Denn man sollte bei aller Kritik nicht vergessen, dass nicht jeder ein Fachmann in den Gebieten Epidemiologie oder Virologie ist, daher sollte man sich mitunter etwas zurückhalten. Österreich steht im internationalen Vergleich sehr gut da – weil die Maßnahmen offensichtlich richtig sind und sich der Großteil der Bevölkerung auch daran hält.
Trotzdem ist es oft so, dass sich das Leben momentan seltsam anfühlt, für manche ist es beängstigend oder beklemmend. Weil es gesundheitliche oder wirtschaftliche Sorgen gibt, die Wohnsituation schwieriger wird, viele gewohnte Freizeitaktivitäten fehlen. Nicht zuletzt der Fußball, der in Österreich von der Regionalliga abwärts für diese Saison beendet wurde. Alle Ligen wurden mit dem letzten Stand finalisiert, es gibt keine Auf- und Absteiger. Das gilt auch für den Damen- und Nachwuchsfußball. Damit haben die abstiegsbedrohten Admira Juniors die Klasse halten können. Das könnte auch für die "Erste" gelten, falls es nicht möglich sein wird, die Bundesliga fertig zu spielen. Falls es organisatorisch nicht zu schaffen ist oder die Liga trotz Neustarts abgebrochen werden sollte.
Nach den Gesprächen zwischen BM Kogler, dem ÖFB und Vertretern der Bundesliga in der Vorwoche ist es jedenfalls möglich, Spiele ohne Zuschauer zu veranstalten. Eventuell schon ab Mitte Mai, genaueres wird noch durch die Regierung bekannt gegeben. Das einzige Bundesliga-Geisterspiel fand übrigens mit Beteiligung von Admira Wacker statt. Nach dem Platzsturm der Rapidfans im 297. Wiener Derby wurde die drastische Strafe ausgesprochen und die Saison 2011/2012 wurde mit einem Geisterspiel begonnen.
Nicht nur war es das erste Spiel der neuen Saison, es war auch das erste Spiel von Admira Wacker nach dem fulminanten Ergebnissen und Leistungen im Frühjahr 2011 die den Wiederaufstieg in die oberste Spielklasse bedeutete. In weiterer Folge konnte in dieser Saison auch ein internationaler Startplatz erreicht werden, mit dem selben Ergebnis am letzten Spieltag wie in eben diesem Geisterspiel am ersten Spieltag. Beide Spiele gingen 2:0 verloren, das letztere im Bullenstadl was aber die Stimmung und Freude über eine generell interessante Saison inklusive 8 (!) Runden als Tabellenführer nicht schmälerte. Auf abseits.at gab es zu dem Spiel in Hütteldorf einen Liveticker, hier kann man ihn nachlesen. So viel sei verraten, es lohnt sich! Neben diverser Offiziellen und Spielerfrauen waren auch einige Mitglieder der Südstadt Fanatics auf der Nordtribüne und wohnten diesem Spuk bei.
Das Training in Kleingruppen dürfen die Klubs der ersten Bundesliga bereits diese Woche starten. Nicht so jene der zweiten Liga, ausgenommen Cupfinalist Lustenau. Das Cupfinale ist als erstes Spiel für die Fortsetzung der Saison geplant. Auch eine dritte Transferzeit könnte es geben. Doch damit es soweit kommen kann, sind noch viele offene Fragen zu beantworten: Was passiert, wenn in der Vorbereitung oder im Verlauf der Saison Fälle auftreten? Muss die betroffene Person oder das gesamte Team in Quarantäne gehen? Wird deshalb gar die gesamte Meisterschaft abgebrochen?
Getestet werden sollen die an einem Spiel beteiligten minimal 161 Personen 24- 48 Stunden vor einem Match. Dafür werden im weiteren Verlauf gut 10 000 Tests benötigt, einer davon kostet ca. € 100,-. Deren Finanzierung, die in etwa eine Million Euro kosten wird, müssen die Klubs selbst übernehmen. Dafür erhoffen sie sich Unterstützung durch zusätzliche Sponsoren, den ÖFB und die UEFA. Wobei ich denke, dass die Klubs im Notfall die Tests selbst finanzieren werden, weil der Ausfall der TV-Gelder sie weit mehr kosten würde. Um die Ausgaben zu minimieren, soll "Pooling" angewendet werden. Das bedeutet, dass jeweils 5 Tests gleichzeitig durchgeführt werden, nur bei einem positiven Ergebnis wird erneut und dann einzeln getestet. Doch reichen die Kapazitäten wirklich, sollte es eventuell zu einer zweiten Infektionswelle kommen? Der LASK und Salzburg testeten übrigens bereits im Vorfeld. Die Linzer starten als Erste bereits am Montag mit dem Training, bei Admira Wacker wurde noch kein Termin genannt.
So sehen die Zeitpläne in Europas Topligen aus: Deutschland ist am weitesten, möchte bereits Anfang Mai beginnen. Ende Mai ist das Ziel in Italien und Spanien, Anfang Juni in England und Mitte Juni in Frankreich. Ob diese Ziele realistisch sind, ist schwer zu bewerten, die Problematik ist teilweise ähnlich gelagert wie in Österreich. Wo in der Vorwoche in "normalen Zeiten" die Vergabe der Lizenzen für die Folgesaison geplant gewesen wäre. Doch dieser Termin wurde verschoben, die Kriterien der Situation angepasst und aufgeweicht.
Admira Wackers Sponsor Flyeralarm hat jedenfalls für alle Fälle style-mäßig vorgesorgt: Die ersten 400 Mund-Nasen-Masken mit dem Vereinslogo waren binnen eines Tages vergriffen, die Anzahl daraufhin auf 1905 erhöht. Flyeralarm stellt die Masken dem Klub zur Verfügung, der Erlös soll in die Akademie und den Nachwuchs fließen. In der Wiener Innenstadt entsteht indes ein neues Flyeralarm-Quartier im Admira Wacker-Design.
Wie gut das Krisenmanagement im Fußball funktioniert und ob die Meisterschaften fortgeführt werden können, werden wir sehen. Ich freue mich schon jetzt auf die erste Live-Partie im Stadion nach Beendigung der Krise – das wird aber erst frühestens im September möglich sein. Bis dahin können die Fans nur darauf hoffen, wenigstens im TV Fußball sehen zu können. Die begonnene Zeitreise werde ich in der nächsten Woche fortsetzen: Admira, Wacker und Mödling in der Zeit vor und während des ersten Weltkrieges. Bis dahin wünsche ich allen gutes Krisenmanagement!
Forza Krisenmanagement! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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