Den titelgebenden Ausspruch tätigte Bruno Kreisky selig gegenüber einem Journalisten, der seiner Meinung nach nicht sattelfest genug war. Das bin ich ehrlich gesagt auch nicht immer, darum habe ich fleißig recherchiert und gelernt. Weiter geht die Zeitreise über Gründer- und Großväter – diesmal berichte ich über die ersten Jahre von Admira, Wacker und Mödling. Schwadorf folgt erst später, mit der Gründung im Jahr 1937. Ganz so weit wird unsere Zeitreise heute nicht gehen, sie umfasst die Gründerjahre bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914.
Doch beginnen möchte ich diesmal mit dem ersten Länderspiel aller Zeiten: Nachdem ich zuletzt über die ersten Klubs und Bewerbe in England berichtete, ist es naheliegend, dass die Briten auch daran beteiligt waren. Am 30. 11. 1872 trafen Schottland und England auf dem Hamilton Crescent aufeinander und trennten sich torlos. Österreich gewann sein erstes offizielles Länderspiel gegen Ungarn am 12. 10. 1902 auf dem WAC-Platz in Wien mit 5:0. Das geschah noch ein Jahr vor der Gründung des Österreichischen Fußballverbands (ÖFV, später ÖFB) und der FIFA 1904.
1905, ein Jahr danach erblickte in Wien per Fusion ein Klub namens Admira das Licht der Fußballwelt. Der Vereinssitz der Floridsdorfer war das Gasthaus Blauensteiner, gekickt wurde auf der gleichnamigen Wiese wie auch auf der Scheppel-, Geyer- und Pollakwiese. Bewerbsspiele trug man auf der Kirchenlacke aus. Der erste Erfolg gelang den Schwarz-Weißen im Jahr 1906 mit dem Sieg bei einem Turnier auf der Korneuburger Radrennbahn.
1908 schlug in Meidling die Geburtsstunde der Wacker. Das hätte schon früher passieren sollen, wenn es nach den Plänen von Max Freund und Oskar Wittek gegangen wäre. Doch die beiden Fußballbegeisterten waren noch minderjährig und mussten sich gedulden, ehe mit Rudolf Krones ein Erwachsener die offizielle Gründung durchführen konnte. Als Vereinsfarben wurden wie bei der Admira schwarz-weiß gewählt, gespielt wurde am Gatterhölzl. Das erste "Klubhaus", eigentlich nur eine Zeugwartkammer, befand sich in der Aichholzgasse 33.
Gefeiert wurde im Gasthaus Nitsch, das sich anschließend an den 1909 bezogenen Platz an der Edelsinnstraße und Tivoligasse befand. Dort fand die erste offizielle Begegnung statt: Wacker unterlag ASV Hertha mit 1:3. Auch die Admira übersiedelte 1909, nämlich in die Deublergasse. Der neue Platz lag neben der Fabrik Hermann Pollak und Söhne, die tschechische Stoffe färbte und veredelte. Das Unternehmen war nicht nur wie die Fa. Pauker und Mautner von Markhof Gönner des Klubs, sondern auch Arbeitgeber für zahlreiche Spieler. Leitende Angestellte übernahmen Funktionärsaufgaben beim Fußballverein, Direktor Rudolf Mütz sei besonders hervorgehoben – ihm werde ich eine eigene Kolumne widmen. In der Deublergasse spielte die Admira bis 1934, ehe ihn der Bezirksrivale FAC übernahm. Der trug seine Heimspiele bis 1963 dort aus, ehe eine Kirche an dieser Stelle gebaut wurde.
1911 wurde am 17. 6. im Gasthaus Michael Zwirschütz der VfB Mödling gegründet. Die ersten Spiele wurden am Gelände der Hyrtl’schen Waisenanstalt ausgetragen. Im selben Jahr startete die erste Wiener Stadtmeisterschaft. Admira musste viertklassig beginnen, da der Klub nach einem verbotenen Spiel gegen Torna Preßburg aus dem Verband ausgeschlossen worden war. Der Versuch, einen Gegenverband zu gründen, misslang und man suchte um Wiederaufnahme im alten Verband an. Wacker startete in der 2. Klasse A, der zweiten Liga. In den ersten beiden Saisonen gelang jeweils der Meistertitel, beide Male verpassten man in der Relegation den Aufstieg. 1912 übersiedelte Mödling auf die Vorderbrühler Königswiese, ein Jahr später waren die Rot-Weiß-Roten maßgeblich an der Gründung einer NÖ-Liga beteiligt. Die erste Saison der Provinzgruppe Süd schlossen sie als 3. von 6 Klubs ab.
1913/14 schaffte Wacker endlich den Aufstieg in die Eliteklasse. Franz Twaroch war nicht nur der erste Nationalspieler der Meidlinger, sondern auch der erste Zweitligakicker, der für Österreich auflief. Sein Debüt gab er am 15. 6. 1913 beim 2:0 gegen Italien. Mit dem ersten Platz verhinderte Wacker den Aufstieg der Meisterschaftszweiten Admira, die den Durchmarsch aus der 4. Klasse geschafft hatte. Im Sommer 1914 war das alles aber gar nicht mehr so wichtig, denn der 1. Weltkrieg nahm mit dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand seinen Anfang.
Nächste Woche geht unsere Zeitreise weiter – nun möchte ich aber allen geneigten LeserInnen noch Frohe Ostern wünschen! Bleibt gesund und wacker!
Forza Lernen’s Geschichte! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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Ernst (Sonntag, 07 März 2021 12:48)
Super geschrieben
Frage meinerseits:
Woher stammt das Blatt aus dem Jahre 1910 mit den Spielern?
Matthias Schwaiger (Sonntag, 07 März 2021 19:28)
Hallo Ernst! Ich habe die Nachricht erhalten, dass Du mich etwas gefragt hast. Kann zwar nix sehen hier, aber gerne antworte ich auf die Frage, woher das Foto von 1920 stammt. Ich habe es aus dem Buch 3x25 Jahre Admira Wacker von Franz Tontur. Mit admiranischen Grüßen von Matthias :-)
Matthias Schwaiger (Sonntag, 07 März 2021 19:39)
Ah, jetzt kann ich Deinen Eintrag lesen. Danke für die Blumen!
Helmut Wolf (Dienstag, 08 Juni 2021 10:15)
Hallo!!!
Hätten Sie vielleicht ein Foto von Franz Twaroch?
mfg. Helmut Wolf
(helmut1967@gmx.at)