Wer jemals gepokert hat, weiß, dass man mit dem vielleicht nicht unbedingt besten Blatt auch nicht gleich „all in“ geht. Man bewahrt die Ruhe und als Mimik das vielzitierte Pokerface. So geschehen nach dem letzten Test von Admira Wacker in der Wintervorbereitung gegen den SV Horn. 3:0 lautete das Endresultat, in die Torschützenliste trugen sich bei seinem Comeback Kerschbaum (34./Elfer), Joseph Ganda (53.) und Neuzugang Stefano Surdanovic (63.) ein. Letztgenannter hatte schon beim 3:2 von BW Linz gegen die Südstädter getroffen, nun wechselte der Offensivspieler zum damaligen Gegner. Was das Pokerface betrifft, so sind dies die einzig bekannt gegebenen Daten, nicht einmal der elektronische ÖFB-Spielbericht ist online gegangen. Wohl auf Wunsch des Trainers, der eben noch nicht alle Karten auf den Tisch legen wollte.
Jene wurden neu gemischt, wie genau, möchte ich heute näher beleuchten. Auf der Liste „Abgänge“ stehen 10, auf jener der „Zugänge“ 5 Namen. Damit wurde Andi Herzogs Wunsch entsprochen, zahlenmäßig weniger Betrieb am Trainingsplatz zu haben. Natürlich ist mit neuen Spielern immer die Hoffnung auf Verstärkungen verbunden, das werden diese Herren aber erst im Ernstfall unter Beweis stellen können. So sie denn in der Startformation stehen sollten oder zumindest eingewechselt werden. Die besten Karten scheinen aus meiner Sicht Samuel Major und Jan Vodhanel zu haben. Der Ungar auf Grund der Nachwirkungen der Zwangspause von Konkurrent Stephan Zwierschitz, der Tscheche wird wohl die durch Kronbergers Abgang vakante Position am Flügel einnehmen.
Zwar traf Vladimir Nikolov in der Vorbereitung zweimal, auch der Siegtreffer nach 90 Minuten in Salzburg war dabei. Doch für die Startelf wird eher Marlon Mustapha den Vorzug erhalten. Dominik Starkl, der ebenfalls gegen die „Dosen“ getroffen hatte, scorte weitere dreimal, zwei Tore erzielte Thomas Ebner, jeweils eines Tin Vastic, Marlon Mustapha, Willi Vorsager und Filip Ristanic. Hier zum Nachlesen die Spielberichte zu den Vorbereitungsmatches:
Von den Neuzugängen wird der Brasilianer Luan noch etwas Zeit brauchen, sich einzugewöhnen, außerdem hat er mit Philipp Schmiedl, Sebastian Bauer und Yannick Brugger starke Konkurrenz auf der Innenverteidigerposition. Dort muss der Abgang von Niko Datkovic kompensiert werden, im Verteidigungszentrum haben vom aktuellen Kader auch schon Matthias Ostrzolek, Lukas Malicsek, Stephan Zwierschitz und Willi Vorsager gespielt, es sollte sich im Optimalfall ein passendes Duo finden.
Oder der Coach möchte lieber mit Dreierkette spielen, in der Vorbereitung wurden neben dieser auch die Raute im Mittelfeld mit Doppelspitze probiert. Gegen manche Klubs wird es vermutlich wie so oft gehabt eine Aufstellung mit 2 Sechsern geben, was aber wiederum nicht gegen eine Form der Abwehrkette spricht. So wie es aussieht, wird je nach Gegner als Grundformation am ehesten 4-4-2, 4-2-3-1 oder 3-5-2 aufscheinen. Doch auch die eigene Situation, sprich je nach verfügbaren Spielern, wird dafür entscheidend sein. Ausfälle können heutzutage nicht nur verletzungs-, sondern auch „C“-bedingt vorkommen, natürlich auch bei den Gegnern. Mögen sowohl die einen als auch die anderen nicht entscheidend in die Meisterschaft eingreifen.
Auf den Außenverteidigerpositionen ist links neben Ostrzolek mit Leonardo Lukacevic der dort vom Trainer wohl favorisierte Kicker im Kader, die rechte Seite habe ich bereits weiter oben erwähnt. Auf der „6“, also im defensiven Mittelfeld, steht mit Lukas Malicsek einer der im Herbst stärksten Spieler seiner Elf vor der schwierigen Aufgabe, dies zu bestätigen. Neben ihm können sowohl Thomas Ebner als auch Willi Vorsager auflaufen. Im Zentrum gibt es weiters die Optionen Roman Kerschbaum, der aber eher auf der etwas offensiveren „8“ spielt, mitunter sogar die 10 gibt. Ein wenig defensiver legt es Ilay Elmkies an, der im Frühjahr die Chance hat, endlich zu zeigen, was er draufhat. Dazu hatte er 2021 ebenso selten die Chance wie Onurhan Babuscu, der als Zehner den Regisseur wie auch am Flügel spielen kann.
Dort sehe ich aktuell Ganda rechts und Vodhanel links in der Startelf, Surdanovic kann so wie Starkl beides spielen. Starkl stürmt aber auch zentral, dort hat er allerdings mit Mustapha und Nikolov starke Konkurrenz, dazu drängen mit Ristanic und Vastic junge Wilde nach. Gattermayer gab im Herbst schon kleine Talentproben, er soll dem Vernehmen nach wie die ganze Truppe top motiviert sein. Das ist auch nötig, um zum wiederholten Mal die Klasse zu halten. Das Potenzial ist meiner Meinung nach trotz des Abgangs von zwei Stammspielern (Kronberger, Datkovic) vorhanden, die Neuen sind aktuell noch unbeschriebene Blätter.
Neben den an dieser Stelle schon angeführten Abgängen war ein „Nicht-Transfer“ die wohl wichtigste Personalentscheidung der langen Winterpause. Nämlich die Verlängerung mit Kapitän Andi Leitner, der hoffentlich noch einige weitere folgen werden. Mit Roman Kerschbaum konnte sich der Klub bis dato noch nicht über eine Weiterführung des Arbeitsverhältnisses einigen. Sollte das so bleiben, wird er wohl im Sommer ablösefrei wechseln können. Bis dahin ist er jedoch ein Schlüsselspieler in einem weiteren Kapitel der „Unabsteigbaren-Saga“. Ein Transfer sowohl in die eine als auch in die andere Richtung ist noch bis zum heutigen Tag möglich, danach endet die Transferperiode. Hier alle Veränderungen in der Übersicht:
Zugänge:
Stefano Surdanovic (BW Linz), Luan (Ionikos Nikeas), Samuel Major (FC Liefering), Vladimir Nikolov (Würzburg), Jan Vodhanel (Bohemians Prag)
Abgänge:
Marco Kadlec (FC Juniors OÖ), Niko Datkovic (Mirandes), Rene Hellermann (SC Imst), Stephan Auer (First Vienna FC), Patrick (FK Qabala/Aserbaidschan), Paul Koller (GAK, leihweise), Marco Hausjell (Würzburg), Luca Kronberger (Sturm Graz), Julian Buchta (Wacker Innsbruck, leihweise) , Mamina Badji (noch ohne Verein)
Endlich geht’s wieder los, die Fans freuen sich bereits auf den Auftakt des Fußballjahres in der Liga. Ich werde jedenfalls den kommenden Sonntagnachmittag in Hartberg (Ankick 14.30) verbringen. Die Steirer siegten am vergangenen Samstag trotz zahlreicher Covid-Ausfälle in Hütteldorf mit 2:1, stehen damit im Cup-Halbfinale. Andi Herzog wird die Karten auf den Tisch legen müssen, vielleicht muss der Trainer am Ende sogar „all in“ gehen. Mit dem Pokerface ist es nun jedenfalls vorbei, es ist Zeit, das Spiel wieder zu starten.
Eines treuen Anhängers der Südstädter werden die Fans in Hartberg gedenken. Fritz Schmidt ist im 90. Lebensjahr von uns gegangen, unser Beileid und Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Freunden. Mit seinem Sohn werde ich ihm zu Ehren anstoßen, so viel ist sicher.
Forza Pokerface! Forza Südstadt Fanatics! Forza Admira Wacker! (ms)
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